Zum Ortsnamen
Clavaniev, aus den beiden romanischen Wörtern „clavau“ (=Stall) und niev „niev“ (=neu), ist die Bezeichnung des Weilers oberhalb des Dorfes Disentis. Der Name taucht bereits 1402 in einem Dokument auf und wird später vor allem bei Lawinenniedergängen erwähnt (1749: die Hälfte des Dorfes mit Einwohnern und Vieh fallen einer grossen Lawine zum Opfer, wobei Häuser und Ställe neu aufgebaut werden > daher der Ortsnamen).
Wie die meisten Weiler unserer gemeinde ist Clavaniev auch ein Bauerndorf. Die vielen Ställe fallen sofort auf, auch wenn in den letzten Jahren einige neue Häuser gebaut wurden. Das Dörfchen liegt am Südhang, geschützt durch den Wald von Plaun grond. Die starken Berg- und Talwinde können die Häuser nicht erreichen, aber auch die gefürchteten Lawinen können wenigstens den Häusern nichts antun.
Auch ganz typisch sind die vielen Bauernhäuser im bündneroberländischen Stil. Viele wurden in den letzten Jahren renoviert und strahlen so in neuem Glanz. Die Häuser sind sehr eng aneinander gebaut. Schliesslich brauchte man so viel Land wie möglich für die landwirtschaftliche Nutzung.
Auch heute sind die Bauern hier anwesend. Sie bewirtschaften vor allem die Hänge rund um das Dorf. Neu seit 2007 ist der Kneipp-Wanderweg der hier endet und in Acletta beginnt. Um nach Acletta zu gelangen, muss man über den ‚Muntatsch‘ (Verkleinerungsform von ‚munt‘ = Hügel), von wo aus man eine sehr schöne Aussicht auf Disentis und Umgebung hat.
Wandert man von Clavaniev zum Muntatsch, trifft man wenige Meter nach der Brücke über den Clavaniev-Bach ein Kreuz. Das jetzige Kreuz ist wohl nicht so alt, die Tradition, dort ein Kreuz zu haben jedoch schon. Das Kreuz wird „La Crusch da sogn Paul“ (Pauluskreuz) genannt und geht zurück auf eine alte, leider ausgestorbene Tradition. Am 25. Januar feiert die Kirche die Bekehrung des Apostels Paulus. An diesem Tag feierte Disentis in der Pfarrkirche einen Gottesdienst zu Ehren der Toten. Man betete, dass Gott Mensch und Tier vor Lawinen schützte. Ganz speziell erwähnte man die Dörfer Clavaniev, Peisel und Caprau. Die Bewohner von Clavaniev liefen an diesem Tag von Haus zu Haus und sammelten Geld, das sie dem Pfarrer übergaben. Auffallend ist aber schon, dass an einem Festtag ein Toten-Gedenkgottesdienst stattfindet. Pater B. Berther ging der Sache nach und vermutet, dass ein Lawinenunglück von 1459 die Leute dazu bewegte. In diesem Jahr war der Winter besonders hart. Es schneite ununterbrochen 20 Tage lang und am Tag vor dem Fest Paulus Bekehrung donnerte eine riesige Lawine im Plazitobel zu Tal, zerstörte die 804 erbaute Kirche ganz und tötete 16 Personen. (siehe auch unter Sontget)
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