Am Dorfeingang, von Chur kommend, fährt man an der Plazidus-Kirche vorbei. Plazidus ist der zweite Disentiser Heilige, der Legende nach um das Jahr 720 ermordert. Bereits 804 ist eine Kapelle an gleicher Stelle urkundlich belegt. Am 24. Januar 1458 zerstörte jedoch eine Lawine den damaligen Bau. Noch im gleichen Jahr baute man das Gotteshaus wieder auf und versah es mit einem Lawinenkeil, der die Lawine teilen soll und so die Kirche beschützen.
Wie die Agatha Kirche gingt auch die Plazidus Kirche 1600 in den Besitz der Pfarrei über. Dank einem Besuch des Bischofs Johann VI. Flugi von Aspermont 1643 ist uns ein Bericht überliefert, der die Kirche mit einer flachen Holzdecke, einem Schnitzaltar und einer Glocke beschreibt. Vor dem Altar befand sich ein tiefes Loch, der bis zu der Stelle reichte, wo Plazidus geköpft worden war. 1650 entstand der jetzige Bau nach den Vorgaben des Baumeisters Domenico Barberi aus Roveredo. Die Kirchweihe erfolgte am 3. September 1658. 1686 gesellte sich eine zweite Glocke zur bereits aus dem Jahre 1452 bestehenden, kleineren Glocke. Die neue Glocke musste jedoch bereits 1790 ersetzt werden. 1910 wurde die Kirche renoviert. Bis 1973 gab es eine Bittprozession von der Pfarrkirche aus nach Sogn Placi.
Lawinen prägen die Landschaft des Plazitobels. So stand die Kirche mehrmals inmitten des Lawinenkegels. 1978 überstand sie eine Lawine, während 1984 einige Schäden verursacht wurden. So riss diese Lawine die Sakristei weg. Zwischen 1990 und 1994 wurde die Kirche wieder restauriert.
Der Hochaltar aus dem Jahre 1750 ist eine Zusammensetzung von verschiedenen alten Teilen. Auf dem Altarbild sieht man den Heiligen Plazidus, seinen Kopf in den Händen haltend, und den Heiligen Sigisbert, der erste Ortsheilige. Zuoberst steht ein Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind.
Interessant sind die Bilder links und rechts beim Eingang. Sie zeigen die Enthauptung des Plazidus und die Bestrafung Gottes.
Glocken der Kirche
Grosse Glocke g‘ ø 69 cm
Inschrift: ARMA DIES Horas nubila festa rogos convoco signo noto compello concio ploro – errantes revocco, anno 1790 – ORATE PRO NOBIS SS: PLACIDE ET SIGISBERTE [Übersetzung: (Während) Waffen (= Kriegen), Tagen, Stunden, Unwettern, Festen, Beerdigungen rufe ich mit dem bekannten Zeichen. Ich sammle, rufe zusammen, weine – die Irrgeführten führe ich zurück, im Jahr 1790 – Hl. Placidus und Sigisbert, betet für uns)]
Bilder: Placidus und Sigisbert, Maria und Josef, Antonius
Kleine Glocke cis’’ ø 42 cm
Inschrift: + ANNO DOMINI MCCCCLII (1452)