Cavardiras

Zum Ortsnamen

Cavardiras ist hergeleitet vom lateinischen Wort ‚capra‘ (die Ziege). Zu verstehen ist der Name aber eher mit der Ergänzung ‚capritura‘, also der Biss der Ziege an der Rinde der Bäume. Ziegen sind noch heute in Cavardiras zu Hause. 

Schon von weitem sichtbar, auf dem Hügel zu Cavardiras thront die Kirche, dem Hl. Antonius geweiht. Cavardiras ist bekannter Wallfahrtsort und einmal im Monat treffen sich hier die Pilger zum Gebet.

Ansonsten herrscht im Dorf Ruhe, denn der grosse Verkehr fährt auf der anderen Talseite. Enge Gassen und Strassen, idyllische Bauernhäuser prägen das Dorfbild. Die kleinen Ställe zeigen den Stellenwert der Bauern, welche die umliegenden Hänge bewirtschaften.

Heute sind viele Häuser leer oder Feriengästen vermietet. Seit 2006 hat Cavardiras nach langem Unterbruch wieder ein Restaurant und eine kleine Pension. Wer die Ruhe sucht, ist hier gut aufgehoben.

Das Schicksal des Dorfes Cavardiras mit immer weniger Einwohner ist typisch für viele Bündner Dörfer. In den letzten Jahren ist eine markante Abnahme der Bevölkerung feststellbar, auch in Disentis. Viele müssen aus Arbeitsgründen wegziehen, denn die Region kann nicht so viele Arbeitsplätze bieten. Und es geht uns noch gut, verglichen mit anderen Dörfern. Zum Glück kaufen Feriengäste die alten Häuser auf und renovieren diese mit viel Liebe. So wird wichtige Baukultur erhalten, die Dorfbilder bleiben. Viel lieber aber hätten wir lebendige Dörfer, wo eben das Leben noch spielt.


 

Römisch-katholische Kirche St. Antonius von Padua

Leu sin il crest de Cavardiras, en vastas pradas e pastiras, in sanctuari ei d‘anflar. – Dort auf dem Hügel von Cavardiras, inmitten weiter Felder und Wiesen, befindet sich ein Gotteshaus.– So beginnt das berühmte romanische Wallfahrtslied, das immer noch bei Festen in der Kirche gesungen wird. Die heutige Kirche wurde zwischen 1695 und 1698 gebaut und am 18. Juli desselben Jahres eingeweiht. Doch bereits vorher existierten sakrale Bauten. So wird von einer Kapelle, dem Hl. Nikolaus geweiht, inmitten des Dorfes berichtet. Kapuzinermönche erbauten eine neue Kapelle am jetzigen Standort der Kirche und weihten diese am 6. Dezember 1662 dem Hl. Antonius. Daraus entstand der heutige Wallfahrtsort zum Patron der Kapuziner.

Cavardiras spielt in der Pfarreigeschichte eine wichtige Rolle. 1704 darf der kleine Weiler selber einen Kaplan ernennen, 1713 wird das Benefitiatsrecht zugesprochen. Die Kirche wurde 1931 und zwischen 1982 und 1984 renoviert. Leider zerstörte ein Brand am 13. September 1983 das Innere der Kirche und des Turmes. Was das Feuer nicht vernichtete, wurde durch Löschwasser zerstört. So fielen die vier Glocken aus den Jahren 1782, 1910 und 1974 den Flammen zum Opfer. Doch Cavardiras durfte mit grosser finazieller Unterstützung in der Höhe von rund 400‘000 sFr. zählen und so konnte die Kirche wieder im alten Glanz hergestellt werden.

1931 erhält die Kirche die erste Orgel, 1986 wird diese durch eine neue Späth-Orgel ersetzt. 2007 erfolgt eine Gesamtsanierung des Kirchturmes und 2008 wird der Innerraum komplett gereinigt. 2011 verliert die Kaplanei Cavardiras ihre Selbständigkeit an die Pfarrei Disentis.

Der Hauptaltar zeigt Antonius von Padua mit dem Jesuskind. Das Werk entstand um 1690. Im Hintergrund des Bildes sieht man die Bekehrung des Häretikers (Ketzer) von Toulouse (Anbetung der Hostie durch einen Maulesel). Zuoberst ist eine Marienkrönung sichtbar, signiert von Sigisbert Frey mit dem Stifterwappen Mon, ein Familiengeschlecht aus dem Dorfe (Herr Statthalter Simon Mon, gewester Geschworener zu Disentis).

Die Reliquiare im Rokokostil runden das Altarbild ab. Im Antependium ist ein Brustbild des Hl. Antonius zu sehen. Der Tabernakel stammte ursprünglich aus dem Kloster Disentis (Plazialtar, Werk von Bruder Peter Solèr), war zuerst schwarz und wurde 1931 vergoldet.

Sehenswert sind auch die Rosenkranzmedaillons am rechten Seitenaltar. Diese stammen zusammen mit den beiden Seitenaltären aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die Statuen der Kirche sind weniger wertvoll udn stammen aus verschiedenen Zeiten des letzten und vorletzten Jahrhunderts. Der hölzerne Volksaltar wurde erst bei der Renovation 1984 in die Kirche gestellt.

Die Kirche ist tagsüber immer geöffnet. Am Wochenende ist meistens Gottesdienst in romanischer Sprache. Detaillierte Angaben sind bei der Kirche angeschlagen.

 

Glocken der Kirche

1. Glocke: St. Antonius gis‘ 514 kg
Inschrift: ECCE CRUCEM DOMINI, FUGITE PARTES ADVERSAE, VICIT ENIM LEO DE TRIBU JUDA, RADIX DAVID ALLELUJA – SANCTE ANTONI A PADUA, ORA PRO NOBIS – ANNO 1984
[Übersetzung: Sehet das Kreuz des Herrn! Fliehet ihr feindlichen Mächte! Gesiegt hat der Löwe vom Stamme Juda, Davids Sohn! Halleluja! – Heiliger Antonius bitte für uns – im Jahre 1984]

2. Glocke: St. Benedikt und St. Placidus h‘ 332 kg
IN HONORE S.BENEDICTI ET PLACIDI MAR. UT IN OMNIBUS GLORIFICETUR DEUS – ANNO 1984
FUNDATUR(A): RUTH UND REINER WEIBEL – GERSTER, LAUFEN
[Übersetzung: Zu Ehren der Heiligen Benediktus und Plazidus, Märtyrer, möge in Allem Gott verherrlicht werden – im Jahre 1984 – gestiftet von Ruth und Reiner Weibel–Gerster, Laufen]

3. Glocke: St. Paulus cis“ 251 kg
S. PAUL PERTGIRA NUS DA BOVAS E LAVINAS – ANNO 1984
[Übersetzung: Hl. Paulus, bewahre uns vor Rüfen und Lawinen]

4. Glocke: Marienglocke e“ 161 kg
AVE MARIA GRATIA PLENA, ORA PRO NOBIS – ANNO 1984
FUNDATUR(A): FAMILIE SIEGFRIED SEYFERT
[Übersetzung: Gegrüsst seist du Maria, voller Gnade, bitte für uns – im Jahre 1984 – gestiftet: Familie Siegfried Seyfert]

 

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