Das Dorf Brulf wird zerstört

1683. Am 29.6, zum Fest des Hl. Petrus und Paulus, die Bova gronda begräbt 22 Personen und das Dorf Brulf.

Fälschlicherweise wurde das Jahr 1689 übernommen. Ältere und zuverlässige Quellen sprechen aber von 1683. So lesen wir bei Ignaz Christian Schwarz (Wanderbilder von den Quellen des Rheins bis zum Rheinfalle, 1843, S. 21f), beruhend auf ältere Chroniken:

Dem Kloster gegenüber, auf der Südseite, schaut vom Berg herab Mompe Medels, als Vormauer des Medelserthales. Im Hinblick nach Osten zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich, auf der linken Seite der Landstrasse liegend, ein weisses Kirchlein, die Placidus Kapelle, zum Andenken des Märtyrertodes dieses Heiligen erbaut; nicht ferne davon nach Norden, auf einem steinigen Wege durch das Sankt Placi Tobel hinauf, kommt man an sehr heilsame Mineralquellen. Neben der Kirche fliesst der Fluss Strigginas vorbei, der weiter unten in den Rhein fällt. Daselbst auf erhöhtem Platze liegt das, nun seinem Verfalle nahe Schloss Kastelberg, welches die Erben von Kastelberg im 16. Jahrhundert erbaut hatten, und in demselben auch den heiligen Borromäus während seines Besuches in Disentis bewirteten.

Unterhalb dieses Schlosses, in einem engen Felsenbett, fliesst der Vorderrhein vorbei, über welche nicht ferne vom Schlosse eine hölzerne Brücke führt, Ponte Brulf genannt, von dem ehemals dort gestanden Dorfe Brulf. In der Nähe derselben war das Schloss Villingia, ein alter Sitz der Grafen von Chur, der aber gleichfalls nicht mehr vorhanden und seinen Namen bloss auf dem Platz übertragen hat. Nicht ferne davon auf einem Bergabgange, liegt dass das Dörflein Caprau, aus wenigen Hütten bestehend. Oberhalb Brulf lag ein sehr angenehmer, an Weiden reicher Meierhof, dem Kloster Disentis gehörig, namens Valentinum. Allein ein furchtbarer Erdsturz des nahen Berges am 29. Juni 1683, 1 Uhr nachmittags, bei ganz heiter Witterung, bedeckte diesen Landsitz, so wie das weiter unten liegende Brulf mit seiner schönen Kirche, und die umliegenden Grundstücke und Gebäude mit ewigem Schutte. Spuren dieser gewaltigen Naturrevolution, die, gleich dem Weltende, die ganze Gegend erstreckte, den Lauf des Rheins hemmte und zwei und zwanzig Personen begrub, sieht man noch am obersten Gipfel des Berges; und ein Kreuz bezeichnet den Ort der im Schutte begrabenen Dörfer.

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