19. Jahrhundert

1800

Die Martinskirche des Klosters erhält nach dem Brand einen neuen Dachstuhl. Das nötige Holz dafür stammte aus Cuflons.

 

1801

Die Jungmannschaft Disentis erhält am 15. Februar ihre ersten Statuten. Diese tönen in unseren Ohren eher fremd und belustigend:
„Erstens soll festgehalten werden, dass kein Jüngling sich mit verstellter Stimme vor Türen und Fenster zeigen soll (Strafe 3 Kronen: eine Krone für den Verräter und zwei Kronen für die Jungmannschaft). das gilt auch für auswärtige Jünglinge. Sollte eine Jungfrau dem Jüngling antworten, muss auch diese eine Strafe bezahlen. Zweitens soll kein Jüngling in der Nacht herumlaufen und lärmen (es gilt die gleiche Strafe). Drittens soll weder ein Jüngling noch eine Jungfrau nachts bei Dunkelheit ohne klare Beleuchtung zusammenkommen. Auch dies wird wiederum gleich bestraft. Diese Artikel gelten für drei Jahre.

 

1816/17

Die Bewohner der oberen Surselva leiden an einer grossen Hungersnot. Schuld daran ist ein sehr strenger Winter mit sehr viel Schnee und einen schlechten, nassen Sommer. Der Frühling ist sehr kalt und die Tiere müssen mit Tannzweigen gefüttert werden. Erst mit dem Sommer 1817 beruhigt sich die Lage.

 

1834

Die alte Rundbogenbrücke in Cuflons wird durch eine neue, gemauerte Brücke ersetzt.

 

1830

Brennt das letzte Haus des Weilers Ragisch nieder. Die Grundmauern werden 1905 für den Bau eines Stalles an der gleichen Stelle gebraucht. (Stall Venzin)

 

1836

Am 16. Oktober zerstört ein Feuer das Dorf Mumpé Medel. 7 Häuser und 6 Ställe werden Opfer der Flammen. 13 Familien sind ohne Dach. Die Spendebereitschaft aus der Region, dem Kanton und der übrigen Schweiz ist sehr gross. Einen detaillierteren Bericht finden Sie unter www.pumpiers.ch.

 

1839

Oberingenieur Richard La Nicca plant eine Eisenbahn über den Lukmanier. Die Bahn führte von Disentis nach Segnas und Mumpé Tujetsch, bei Crestas über ein Viadukt nach Cavorgia und zurück nach Mumpé Medel. Dann ging es Richtung Mutschnengia und Platta, durch die val Cristallina ins Tessin. 1853 entschied das Schweizer Volk, die Gotthardlinie vorzuziehen und die Lukmanierbahn konnte nicht realisiert werden. 

 

1840

Die Schule in Mumpé Medel wird eröffnet. Bis 1935 zählt die Schule im Durchschnitt 31 SchülerInnen.

 

1857

Die neue Kantonsstrasse zwischen Sumvitg und Disentis wird gebaut. Kernstück des Baus ist eine Holzbrücke über das Russeinertobel. Johann Faller aus Hinterrhein ist der Baumeister und Architekt. Die Brücke ist 56 Meter lang und schwebt 45 Meter über den Russeiner Bach. 450 Baumstämme wurden für die Brücke gebraucht, 400 zusätzliche für das Gerüst. Die Kosten für das Holzfällen betrugen stolze 18 960 Franken. Das Holz stammte je zur Hälfte aus den beiden Gemeinden Disentis und Sumvitg. Am 10. November 1857 wurde die Brücke eingeweiht.

 

1856

Die Druckerei Condrau gibt zum ersten Mal die ‚Gasetta Romontscha‘ aus.

 

1861

Der Kanton Graubünden beabsichtigt, das Kloster zu schliessen. Nur noch vier Mönche leben im Kloster.

 

1862-64

beginnt der Kanton mit dem Bau der Oberalpstrasse zwischen Disentis und S. Brida. Bereits am 12. Oktober 1863 ist das Strassenstück erstellt. rund 400 Arbeiter, meist italienischer Herkunft, bauten an diesem Werk. Da gleichzeitig auch der Abschnitt S. Brida bis Passhöhe ausgebaut wurde, konnte 1863 die Strasse bis zum Oberalppass eröffnet werden. Da der Kanton Graubünden die Bundessubventionen dem Kanton Uri übergab, wurde auch der Anschluss recht bald fertiggestellt.

 

1864

Die erste Postkutsche fährt am 7. September von Chur nach Andermatt. Die Reise dauerte 12 Stunden. Zwischen Mitte Juni und Mitte September gibt es täglich einen Kurs in jede Richtung. gefahren wird mit einem achtplätzigem Hauptwagen. Zwischen 16.9 und 14.6 fährt ein Kurs jeweils von Chur bis Disentis.

 

1874

Neueröffnung der Lukmanierstrasse durch die Val Uffiern. Die Verbindung zwischen Disentis und Curaglia wird mit 11 neuen Tunnels sichergestellt. Damit der Pass durchgehend ausgebaut wird, verzichtet der Kanton Graubünden auf Bundesbeiträge zugunsten des Kantons Tessin. Kosten für den Abschnitt Graubünden (21.2 Kilometer): 739 600 Franken.

 

1877

Am 27. Oktober nimmt die Post von Mompé Medel ihren Betrieb auf. Die Lukmanierstrasse ist nun bis Biasca durchgehend und wird feierlich eingeweiht. Am 20. Oktober wird eine Probefahrt mit einer Postkutsche unternommen. Kurz darauf folgt der tägliche Betrieb zwischen Disentis und Aquarossa durch die Pferdehalter Disch-Vincenz aus Disentis.

Eröffnung des Kurhotels ‚Disentiserhof‘ am 1. Juli.

 

1882

Mompé Medel erhält seine erste Wasserversorgung bis in den Dorfkern hinein. Das Wasser fliesst von der Fontauna dil Run zum Dorf.

 

1875

Die Pferdepost nach Platta nimmt ihren regulären Betrieb auf.

 

1887

Die Ingenbohler Schwesterm übernehmen das Armenhaus (Asil S. Gions) in Disentis. Mehr und mehr helfen sie auch in der Gemeinde und Pfarrei, so als Lehrerinnen, Katechetinnen, Helferinnen in der Kirche. 

 

1893

Am 16. April erteilt die Gemeindeversammlung den Bauern der Fraktion Vitg die Erlaubnis, einen Schafstall in Plaunet/Raveras zu bauen. Das Grundstück, aber auch die Hälfte des Holzes wird von der Gemeinde den Bauern gratis zur Verfügung gestellt.

 

1897

Die Pferdepost zwischen Disentis und Biasca braucht für die 63 Kilometer rund 8 Stunden. Eine einfache Fahrt kostet 13.40 Franken.

 

1899

Das erste Automobil fährt in Disentis vor. Allerdings sind solche Fahrzeuge noch bis 1926 im Kanton verboten. Die Gemeinden können selber entscheiden, ob sie die Durchfahrt erlauben oder nicht. So kommt es vor, dass die Automobile an der Gemeindegrenze von einem Ochsen oder Pferd durch das Gemeindegebiet gezogen werden.

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