Segnas

Zum Ortsnamen:
Zwar streiten sich die Forscher, wie wohl der Name entstand. Ich persönlich bevorzuge die Variante mit dem lateinischen Wort „signum“, was soviel wie Zeichen, Wegweiser bedeutet. Diese Theorie ist wohl die wahrscheinlichste und hat mit der geografischen Lage des Dorfes zu tun. Segnas war früher ein Zeichen für die Wanderer, denn als einziges Dorf der Gemeinde sieht man es bereits von weitem. Dementsprechend ist auch die Aussicht hier am Fusse des Bostgs, welche weit in das Vorderrheintal hinunter reicht. Bei schönen Wetter und klarer Sicht sieht man sogar bis nach Chur ins Lürlibad-Quartier!

Noch vor wenigen Jahren hatten die Segneser ihre eigene Schule, ein Restaurant, eine Post und einen Laden, ja sogar einen eigenen Pfarrer. Die Schule und die Post sind leider verschwunden. Für die Wanderer der berühmten „Senda Sursilvana“ bietet das Restaurant „Cresta“ im unteren Teil des Dorfes eine Einkehrmöglichkeit. Das Haus ist berühmt für die gut bürgerliche Küche mit einheimischen Spezialitäten.

Die ersten Wurzeln in der Geschichte des Dorfes liegen zusammen mit dem Bau einer ersten Kapelle um das Jahr 800. Die Bauernhäuser, welche teilweise mehrere hundert Jahre alt sind, zeigen deutlich, dass auch Segnas ein Bauerndorf ist. Noch heute bewirtschaften einige Bauern die Felder der Umgebung.

Das Pfarrhaus ist wie die umliegenden Häuser aus dem 18. Jahrhundert. Blumenschmuck im Sommer ist in Segnas viel Wert. So eifern sich einige Haushälterinnen regelrecht um die schönsten Blumen am Haus. Für den Wanderer zahlt sich das aus, denn das Dorf strahlt in einem frischen, lebendigen Glanz. In den letzten Jahren wurden viele Häuser renoviert. Dabei achtet man ganz besonders auf das Ortsbild, denn der Dorfkern von Segnas steht unter Denkmalschutz. Beim Einfall der Franzosen im Jahr 1799 wurde Segnas von den Bränden verschont. So konnten die alten Häuser erhalten werden.

Ich habe es schon mehrmals erwähnt, die Kultur ist bei uns sehr lebendig. Auffallend ist sicher die romanische Sprache, die man auf der Strasse, im Restaurant, auf Häusern und Anschriften antrifft. Aber auch die Musik spielt eine grosse Rolle und gerade Segnas ist hier eine wahre Quelle meisterlichen Schaffens. Zwei Komponisten (Duri und Giusep Sialm) und gerade mehrere Schriftsteller (Gion Antoni Huonder, Giusep Durschei, Gion Battesta Sialm) wuchsen hier auf. Noch heute besitzt Segnas mit seinen 245 Einwohnern einen Männerchor.

Die weitbekannte Fleischtrocknerei Sialm stellt hier Bündner Fleischspezialitäten her. Auch das ist Teil der einheimischen Kultur. Früher, als es noch keine Kühlschränke und keine  Konservendosen gab, mussten die Lebensmittel haltbar gemacht werden. Das Fleisch wurde getrocknet und die Luft in Segnas sei dazu ganz besonders geeignet. Grund dafür sind wohl die zwei Täler, die für genügend Wind sorgen. Auch die Firma Giger SA, berühmt für ihre Specksteinarbeiten, hat hier ihren Wohnsitz. Specksteinofen sind in der Gegend häufig anzutreffen. Der Speckstein wird gegenüber Segnas abgebaut. Allerdings bezieht die Firma Giger AG ihren Speckstein vom Oberalppass.


Römisch-katholische Kirche St. Sebastian und St. Rochus

Das Dörfchen Segnas erhielt wohl im 9. Jahrhundert seine erste Kapelle. Auf jeden Fall bestätigt uns eine Urkunde aus dem Jahre 1289 die Anwesenheit eines Pfarrers in Segnas, somit ein Zeichen, dass es bereits ein Gotteshaus geben musste. Zwischen 1615 und 1620 wird eine Kapelle gebaut. Sie ist dem Bistumspatron Luzius, sowie dem Hl. Florin geweiht. Noch heute besitzen wir zwei Andenken aus dieser Kapelle: den Chorraum und das Bild des rechten Seitenaltars.

1637/38 sterben in der Gegend viele Menschen an der Pest. Auch in Segnas sterben 30 Personen an dieser gefürchteten Krankheit. Die Toten werden links hinter dem heutigen Chor begraben. Zu Ehren der Toten, aber wohl auch aus Furcht, die Pest könnte nochmals zuschlagen, widmete man die Kirche neu den zwei Pestheiligen Rochus und Sebastian. Zwischen 1675 und 1680 wird das Gotteshaus vergrössert, indem der erste Teil des Schiffes gebaut wird. Die Kapelle bekommt einen grösseren Hochaltar, die kleinen Altäre werden je auf einer Seite aufgebaut.

Durch das 18. Jahrhundert erfährt die Kirche wenige Änderungen. 1773 erhält Segnas das Kaplaneirecht. Dafür wird fleissig durch das ganze 19. Jahrhundert gebaut und modernisiert. Um 1820 wird das Gotteshaus restauriert, 1833 wird die erste Orgel eingebaut. 1853 werden alle Mauern weiss gestrichen und die Fresken und Verzierungen zugedeckt.

1902 erfolgt bereits wieder die nächste Restauration und Vergrösserung. Zwanzig Jahre später noch einmal ein Verlängerung des Schiffes nach Osten bis zur heutigen Grösse.

1952 wird die Heizung eingebaut. Nicht zuletzt dadurch musste die Kirche nicht viel später erneut restauriert werden. Dies geschah im Jahre 1972, wo eine Teilrestauration stattfand. 1990 bis 1992 wurde das Gotteshaus einer gründlichen Totalrestauration unterzogen. Die Kirche zeigt sich jetzt wieder mehrheitlich im alten Kleid von 1850.

Der barocke Hochaltar trägt das Datum 1678. Er wurde gekauft und der Kirche in Segnas angepasst. Das grosse Bild zeigt uns links den hl. Sebastian und rechts den hl. Rochus. In der Bildmitte ist Christus am Kreuz zu sehen. Unmittelbar unter dem Kreuz knien betend 30 kleine Figuren, jede ein Kreuz auf dem Kopf tragend. Es handelt sich hier um die 30 Pestopfer aus dem Jahre 1637/38. Dies verrät uns die Inschrift: D.O.M.[inus] (lateinisch: Herr) Im Jahr 1638 sind wir Jungs und Alts von beiderley Geschlechts in der Zahl 30 Personen allhie an der Sucht gestorben und die ersten begraben. Bitten Gott für uns alle. Amen. Das obere Altarbild zeigt die Mutter Gottes mit dem Jesuskind im Arm.

Der rechte Seitenaltar enthält das älteste in der Kirche sich befindende Bild von Hans Greutter, einem Künstler, der in vielen Kirchen etliche Werke zurückgelassen hat. Das Bild zeigt den heiligen Luzius und den Heiligen Florin, in der Mitte Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Eigentlich ist der Altar dem Heiligen Felix gewidmet, wie die Tafel zuoberst verrät, jedoch fehlt ein Bild des Heiligen. Der linke Seitenaltar zeigt die heilige Luzia.

Das Kreuz mit dem leidenden Christus hängt in der Mitte des Triumphbogens. Zwischen 1972 und 1992 hing das Kreuz jedoch auf der rechten Seite des Schiffes. Dieses sogenannte Pestkreuz datiert aus den Jahren um 1700. Das Kreuz ist sehr wahrscheinlich das kostbarste Stück der Kirche überhaupt, da es sich um ein besonders schöne Exemplar handelt.

1854 kaufen die Kirchgänger von Segnas die Kanzel für 100.00 sFr. 1905 wird die einfache Blumenverzierung auf der Wand durch eine Marmortafel verdeckt, welche die zehn Gebote darstellte (1992 wieder entfernt).

Bereits 1820 bekommt die Kirche in Segnas ihre erste Orgel. Der dazugehörende Orgelbalg musste mit dem Fuss betätigt werden. Die Restauration von 1905, welche mehrere Jahre dauerte, kostete der Kirchgemeinde so viel, dass keine neue Orgel gekauft werden konnte. So mussten sich die Segneser nur mit einem Harmonium abfinden. Dieser Zustand dauerte mehr als 25 Jahre, bis 1933 eine neue Orgel gebaut wurde. Diese kostete 5050.00 sFr. und beanspruchte fast den ganzen Platz auf der zweiten, 1922 gebauten Empore. Am 22. August 1967 beginnt bei der jungen Orgelbaufirma Mathis in Näfels (GL) die Vorbereitungsphase für eine neue Orgel, das noch heute im Dienst stehende Instrument. Die Orgel kostete damals rund 30‘000.00 sFr.. Die Summe wurde weitgehend durch Spendengelder gedeckt, sodass für die Kirchenkasse keine hohen Kosten entstanden.

Die steinerne Volksaltarplatte besteht aus Andeerergranit, dem gleichen Material wie der Boden. Die symbolische Bedeutung ist folgende: auch der Altar ist ein irdisches Element. Da er aber eine besondere Bedeutung hat, ist die Platte geschliffen worden. Zusätzlich wurde das Stück „Boden“ durch das Metallgerüst emporgehoben. Die Platte steht somit zwischen Himmel und Erde.

Die Kirche ist tagsüber geöffnet. Gottedienste finden jeden Sonntag statt (siehe Aushang bei der Kirche).

 

Glocken der Kirche

Kleine Glocke as‘ Gewicht: 70 kg ø 47.5 cm
Inschrift: THEODOSIUS ERNST IN LINDAW GOS MICH ANNO DOMINI 1649.
Auf der Glocke sind die beiden Märtyrer Sebastian und Rochus sichtbar.

Mittlere Glocke ges‘ Gewicht: 100 kg ø 52 cm
Inschrift: SONTGA LUZIA PERTGIRA NUS DIL FIUG [Übersetzung: Heilige Luzia beschütze uns von Bränden) und hinten das Jahr Segnas 1991]

Grosse Glocke es‘ Gewicht: 130 kg ø 57 cm
Inschrift: A TEMPESTATE PESTE FAME ET BELLO LIBERA NOS DOMINE, (Übersetzung:  Von Unwettern, Pest, Hunger und Krieg befreie uns Herr). Auf der anderen Seite, unter dem Bild mit Jesu am Kreuze, kann man folgendes lesen: GOS MICH GAUDENZ HEMPEL IN CHUR ANNO DOMINI MDCLXIIII. (1664)
Sialm Fleischtrocknerei

 

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