Acletta

Zum Ortsnamen:
Acletta ist die Verkleinerungsform von Acla und bedeutet ‚kleines Gut‘.
Auf dem Hügel von Acletta thront die der Mutter Gottes Maria geweihten barocken Kapelle. Die Kirche wurde 1670 erbaut und ist eine der schönsten barocken Kirche der Gegend überhaupt.

Überhaupt, Kirchen und Kapellen prägen das Bild unserer Landschaft. Die Pfarrei Disentis zählt nämlich 14 Kirchen und Kapellen. Der Grund ist einfach: der Einfluss des Klosters war bereits seit der Gründung um das Jahr 700 sehr gross. Religion spielte eine grosse Rolle und prägte den Alltag und die Kultur.

Ich möchte hier die Gelegenheit nutzen, die speziellen Feste der Pfarrei zu nennen:

  • Karfreitag: wie auch an anderen Orten üblich, findet am Karfreitagabend eine Prozession bei der Pfarrkirche statt. Dabei werden die Kreuzigungswerkzeuge mitgetragen.
  • Rogaziuns (Bitttage), Dienstag vor Auffahrt: die Gläubigen pilgern nach Sontga Gada wo ein Gottesdienst stattfindet.
  • Fronleichnam: die alte Prozession durch das Dorf musste dem Verkehr weichen. Heute findet die Prozession auf dem Weg um das Kloster statt.
  • Sogn Gion Battesta oder Johannes der Täufer ist Kirchenpatron der Pfarrei. Dementsprechend wird gefeiert. Auch dies geschieht mit einer Prozession nach Dulezi und wieder zurück in die Kirche.
  • Sogn Placi: das Hochfest des Klosters. Nicht nur die Disentiser, sondern Gläubige aus der ganzen Region, inkl. dem oberen Urserental nehmen daran teil.
  • Mater misericordiae ist der dritte Sonntag im August. Wir feiern im Kloster die Barmherzigkeit der Muttergottes.
  • Sogn Roc in Segnas: wohl einmalig weit und breit ist die Kinderprozession zu Ehren des Heiligen Rochus, Beschützer gegen die Pest. Die Prozession findet laut Überlieferung seit 1637 ununterbrochen statt. Heute wird das Fest am 4. Sonntag im August gefeiert.
  • Feiertage sind: Josefstag (19. März), Ostermontag, Auffahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam, Maria Himmelfahrt (15. August), Allerheiligen, Weihnachten (25. Dezember), Stefanstag (26. Dezember)

Doch nun wieder zurück nach Acletta: Die Kapelle zu Acletta ist vor allem wegen der wunderbaren Innenarchitektur bekannt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, vor allem wenn Sie das berühmte Bild von Carlo Nuvolone aus dem Jahr 1672 betrachten möchten. Die Kirche ist meistens offen und lädt Wanderer und Spaziergänger ein, eine kurze Ruhepause für Körper und Geist einzuschalten. Seit 2007 beginnt hier der Kneipp-Wanderweg. Das Dorf ist über die 1971 erbaute Strasse gut erreichbar. 1863 wurde die erste, breitere Strassen, mit Fuhrwerk befahrbar, hinauf zum Dorf gebaut. Das Dorf wurde durch die Franzosen 1799 angezündet (Berchter Chronik: arivon allas 6. della dumeun eisei dau fiuc alla venerabla Claustra, et igl vigt de a Cletta;…)

Am 24. Januar 1964 wurde das Dorf durch einen verheerenden Brand grösstenteils zerstört. Ein Zweifamilienhaus (casa dubla), die Sennerei, ein Gemeinschafts-Schafsstall und sechs Ökonomiegebäude wurden zerstört. Zwei Kälber, 60 Schafe und Ziegen und 30 Hühner wurden vom Feuer getötet. Der Schaden belief sich auf rund 110‘000.00 CHF. Die Einschätzung der Gebäude ist zu tief angelegt, dementsprechend leiden die Besitzer. (weitere Infos finden Sie hier)

Acletta ist, wie die meisten Weiler der Gemeinde am Südhang, umringt von Wiesen und Wäldern, ein idealer Ort um die Ferien zu verbringen. Rund um den Dorfkern entstanden mit der Zeit neue Häuser, ja sogar mehrere Appartementshäuser der Firma Utoring (siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts). 2004 eröffnete die REKA (Schweizerische Reisekasse) ein neues Feriendorf. So wohnen heute während der Saisonzeit mehr Feriengäste als Einheimische im Weiler Acletta.


Römisch-katholische Kapelle Maria Immaculata

Wohl ein kleines Juwel bezüglich barocker Baukunst befindet sich in Acletta, auf dem Hügel thronend. 1635 wurde die Kirche erbaut, jedoch wohl schon als Vergrösserung einer früheren Kirche.

Berühmt ist das Altarbild des berühmten Meister Francesco Nuvolone, entstanden 1655 in Mailand. Ursprünglich war das Bild wohl für eine andere Kirche gedacht und kam 1672 nach Acletta.

Der jetzige Bau wurde 1670 neu errichtet und am 12. Juli 1672 von Bischof Ulrich VI. de Mont geweiht. Diese Information steht beim Eingang zur Kirche.

Ganz speziell ist das vom einheimischen Orgelbauer Anton Sacchi erbaute Instrument. 1826 konstruierte er eine Brüstungsorgel mit 6 Registern, später wurde das Instrument mit einem sechsten ergänzt und umgebaut. Die Orgel besitzt ein verkürztes Manual, das bedeutet dass die Halbtöne im unteren Bereich auf den jeweiligen Hauptton gesetzt sind. Das Pedal ist repetitiv, übernimmt also aus einem Hauptregister vor allem die Töne ab c‘.

Im Schiff zeigt ein Bildband verschiedene biblische Szenen, während im Chorgewölbe die Heilige Dreifaltigkeit mit Christus sichtbar sind.

Auf dem Hochaltar sieht man die Maria als unbefleckte Empfängnis (Maria Immaculata). Die seitlichen Bilder zeigen die Heiligen Franziskus und Bonaventura. Diese zwei Bilder sind wohl älter und stammen noch vom vorherigen Altar. Das Chorgestühl, sowie die Ausstattung der Sakristei stammen aus dem Jahre 1670. In den beiden Seitenkapellen sind die Heiligen Anna und Joachim (links) und Marias Heimsuchung (rechts) zu sehen. Im Turm befinden sich zwei Glocken, welche noch bis 2015 von Hand geläutet wurden.

Die Kirche ist tagsüber geöffnet. Ein detaillierter Kirchenführer ist beim Eingang vorhanden.

Glocken der Kapelle

Kleine Glocke b“ Gewicht: 70 kg ø 44.5 cm
Inschrift: THEODOSIUS ERNST IN LINDAW GOS MICH ANNO DOMINI 1635.
Bilder: Mutter Gottes, Kreuzigung Christi.

Grosse Glocke g“ Gewicht: 100 kg ø 50.5 cm
Inschrift: MELCHIOR MAURER IN VELKIRCH GOSEN 1678
Bilder: Immaculata, St. Jakobus, Kreuzigung Christi.

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